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Die Trauernde | Gedenken im Wandel
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Die Gedenkskulptur die „Trauernde“ steht seit 1962 direkt vor der Gedenkhalle Oberhausen. Anfangs fand sie viel Bewunderung, doch später setzte berechtigte Kritik an der Gedenksituation an. Deshalb wurde die Trauernde 60 Jahre nach ihrer Einweihung um eine kritische Kommentierung ergänzt, die nun in Form von vier großformatigen Tafeln direkt neben der Gedenkskulptur zu stehen gekommen ist.

Die Gedenkskulptur die „Trauernde“ steht seit 1962 direkt vor der Gedenkhalle Oberhausen. Anfangs fand sie viel Bewunderung, doch später setzte berechtigte Kritik an der Gedenksituation an. Deshalb wurde die Trauernde 60 Jahre nach ihrer Einweihung um eine kritische Kommentierung ergänzt, die nun in Form von vier großformatigen Tafeln direkt neben der Gedenkskulptur zu stehen gekommen ist.

DAS GEDENKEN 1962

Am 2. September 1962 weihte Oberbürgermeisterin Luise Albertz die TRAUERNDE ein. Die Gedenkskulptur wurde absichtsvoll direkt neben der am selben Tag eröffneten Gedenkhalle positioniert, da sie mit ihr das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus teilt.

Schon 1956 hatte sich die CDU für ein Ehrenmal für die Opfer beider Weltkriege eingesetzt. Damit bezog sie sich auf eine Gedenktradition, die nur Soldaten ehrte. Indem man dieses klassische Gedenken um die Opfer der Nationalsozialisten ergänzte, wurde aus dem Ehrenmal ein Mahnmal.

Gedenkhalle und TRAUERNDE wurden exakt am Tag des 100-jährigen Stadtjubiläums eröffnet bzw. eingeweiht. Mit diesem symbolträchtigen Akt machte die Stadt Oberhausen deutlich, wie wichtig ihr der bewusste Umgang mit dem menschenverachtenden nationalsozialistischen Unrechtsstaat war.

Zum Volkstrauertag 1962 wurden an der TRAUERNDEN erstmals Kränze „zum Gedenken an die Opfer der Kriege, der Unfreiheit und der Vertreibung“ niedergelegt. Gemeint waren damit deutsche Soldaten, Opfer des Nationalsozialismus und Zivilisten aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten.

DAS DENKMAL

Nach der Einweihung 1962 rühmte die Presse die TRAUERNDE als ein „meisterlich reifes Kunstwerk“ und als berührendes „Mahnmal zur Besinnung auf die humanen Lebenswerte“. In Form und Inhalt sollte sie zu den Gedenkräumen, wie die Gedenkhalle damals noch genannt wurde, hinführen.

Übereinstimmend wurde die TRAUERNDE über Jahre und Jahrzehnte hinweg als würdiger Ort für städtische Gedenkveranstaltungen verstanden. Seit den 1990er-Jahren mehren sich jedoch Stimmen, die nicht nur das Mahnmal und die Inschriftentafel im Boden davor grundsätzlich kritisieren.

An der TRAUERNDEN wird beanstandet, dass sie als Figur das Totengedenken des Ersten Weltkriegs wiederholt, in dem die Frau alleine in der Heimat um den an der Front umgekommenen Mann trauert. Die große Vielzahl der Gruppen von Opfern des NS-Regimes wird damit nicht erfasst.

Weiterhin steht die Figur im christlichen Kontext von Mariendarstellungen. Damit bildet sie nicht die Millionen nichtchristlicher, insbesondere jüdischer Ermordeter ab. Auch wenn diese Opfer mitgemeint waren, waren sie ebenso wie auf der Inschriftentafel nicht als solche gleich erkennbar.

DER BILDHAUER

Die TRAUERNDE ist das Werk des Kölner Künstlers Willy Meller (1887 – 1974). Im Wettbewerb wurde zwar kein erster Preis verliehen, doch Meller konnte sich im weiteren Verfahren aufgrund seiner langjährigen Berufserfahrungen gegen den jungen Oberhausener Kunststudenten Hans-Peter Auler durchsetzen.

Meller war Bauplastiker und Bildhauer. Er variierte seinen Stil von klassischen und expressionistischen Anleihen bis ins Manieristische. Seit Ende der 1920er-Jahre gestaltete Meller zeittypisch revanchistische Kriegerehrenmäler für deutsche Soldaten des Ersten Weltkriegs.

Ab 1933 passte sich Meller stilistisch der ideologisch überformten, heroischen NS-Bildsprache an. Er erhielt zahlreiche gut dotierte Aufträge und fertigte systemkonforme Skulpturen für prominente Orte wie das Berliner Reichssportfeld, die Ordensburgen Vogelsang und Krössinsee und das Seebad Prora.

Nach 1945 stellte Meller sich als unpolitisch dar, obwohl er seit 1937 Mitglied der NSDAP gewesen war. Meller war zudem an Hitlers 50. Geburtstag zum Professor ernannt worden und trug den Titel bis zu seinem Tod. 1944 wurde er mit der Aufnahme in die „Gottbegnadeten-Liste“ ausgezeichnet.

GEDENKEN IM WANDEL

Bundesweit und auch in Oberhausen hat sich das Gedenken in 60 Jahren sehr verändert. Um 1960 wurde die Rolle von Meller im Nationalsozialismus noch nicht thematisiert. Heute wirft seine Biografie kritische Fragen auf, zumal sich Meller niemals öffentlich von den Nationalsozialisten distanziert hat.

Anfang der 1960er-Jahre konnte das Gedenken an die jüdischen Opfer nur gelingen, wenn man es mit deutschen Opfergruppen rahmte: Soldaten, Vertriebenen, Luftkriegstoten. Heute werden deutsche NS-Opfer völlig anders definiert, vom Arbeiterwiderstand bis zu zwangssterilisierten Frauen und Männern.

Kritik löst nach wie vor das gleichmacherische Gedenken an die Opfer der nationalsozialistischen Vernichtung und an Wehrmachtssoldaten aus. Da dokumentiert ist, dass auch die Wehrmacht an Kriegsverbrechen beteiligt war, verwischen dadurch die Grenzen zwischen Opfer- und Tätergedenken.

Auch wenn die TRAUERNDE eine lange Tradition hat, kann sich das Gedenken an ihr verändern. Auf der Basis gesicherter historischer Befunde wird jede Zeit eine eigene Ansicht zu einem angemessenen Gedenken entwickeln. Der Wandel ist selbstverständlicher Teil des Gedenkens.

Weitere Informationen zur Gedenkhalle finden Sie unter
www.gedenkhalle-oberhausen.de

Mit freundlicher Unterstützung der Landeszentrale für politische Bildung NRW